Page 12 - Stadtanzeiger 06.2016
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12 Nummer 6 Netzschkauer Stadtanzeiger
Samstag, 25. Juni 2016
Kläranlage des AZV Reichenbacher Land Verdienste erwarb. Ihre gemeinsame Tochter Christine erbte die
künstlerische Begabung. Diese studierte Klavier und Gesang an
Nach dieser ersten mechanisch betriebenen Textilfabrik in Netz- der Musikhochschule Dresden, wurde Hochschullehrerin, Konzert-
schkau kam es zu weiteren Firmengründungen in der Textilbran- pianistin und Mitglied am Staatsschauspiel Dresden.
che: Ab 1951 verfasste Ilse Jahreis Lieder, Erzählungen, Gedichte und
1851 Gebr. Tröltzsch, 1856 Gebr. Tröltzsch, 1861 Gebr. Uebel, 1865 Laienspiele in Mundart und Hochdeutsch und hatte ihre ersten öf-
Franz Zimmermann, 1865 Moritz Zimmermann, 1869 Louis Popp fentlichen Auftritte. 1954 /55 bildete sie sich an derVolkshochschu-
& Sohn, 1876 Gustav Feiler, 1877 Arthur Opitz, 1878 Franz Anger, le weiter. Bei Karl Kluge erhielt sie eine musikalische Ausbildung in
1882 Richard Popp, 1910 Gebr. Zimmermann. Harmonie- und Formenlehre in Leipzig. Sie besuchte Lehrgänge für
Auch in der Metallindustrie hielt die Industriealisierung Einzug. Bei- Laienkomponisten an der Hochschule in Weimar.
de Zweige trugen wesentlich bei der Entwicklung Netzschkaus zu 25 Jahre war Ilse Jahreis Leiterin der„Netzschkauer Sing- undTrach-
einer Stadt bei. tengruppe“, deren Gründerin sie 1953 zusammen mit Irmgard Rose
(verh. Hempel) war. Auch der„Reichenbacher Heimatgruppe“ stand
C. H. Dietzsch & Co. erwarben das Unternehmen als Färberei und sie als Leiterin vor. Sie förderte u. a. die Jocketaer Folkloregruppe
Appreturanstalt 1880. Heute befindet sich auf diesem Gelände die „De Gockschen“. In der Arbeitsgemeinschaft Junger Autoren beim
Kläranlage des AZV Reichenbacher Land. Schriftstellerverband fand sie Aufnahme.
Falk Naumann An der Spezialschule für Mitglieder und Leiter von Vogtland- und
Erzgebirgsgruppen in Zwickau erhielt Ilse Jahreis einen Lehrauf-
Quellen: trag für Aussprache und Schreibweise der vogtländischen Mundart
- Archiv Ortschronik Netzschkau, und erfüllte sich ihren Kindheitstraum – Lehrende zu werden.
- Archiv Falk Naumann Ihr vielschichtiges künstlerisches Schaffen spiegelte sich wider als:
- Mitglied des Komponistenzirkels Plauen
Eine Vogtländerin aus Leidenschaft - Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Lyrik im Bezirk Karl-Marx-
Ilse Jahreis zum 95. Geburtstag Stadt
- Mitglied des Folklorezentrums Schneeberg
Unner Vuegtland - Mitarbeiterin am Wörterbuch der obersächsischen Mundar-
Überoll gibbts schiene Flackle
af dr grueßen, weitn Walt; ten in Leipzig und Forschungsarbeiten im Staatsarchiv Wei-
überoll gibbts Städt un Dörfle, mar (Außenstelle Greiz) über Geschichte, Volkskunde und
Täler, Wiesn, Wald un Fald. Mundartdichtung des Vogtlandes.
Ilse Jahreis galt als eine sagenhafte Gastgeberin, kreative Köchin,
Schi is mannichs Erdenstückl. penible Hausfrau und eine Autorin und Komponistin mit Gefühl,
Ober aans is ganz gewiss; Fantasie, Humor und Liebe zum vogtländischen Liedgut. Sie war
Unner Vuegtland eine profunde Kennerin der vogtländischen Kultur, Lebensart und
is am schennsten, Sprache.
weils aabn unner Vuegtland is!
Ilse Jahreis
Am 3. März hätte die beliebte
und hochgeachtete Vogtland-
schriftstellerin Ilse Jahreis ihren
95. Geburtstag begangen. Lei-
der verstarb sie mit 71 Jahren.
In einem Abriss aus ihrem Le-
ben und Schaffen wollen wir ehrend und dankend an sie erinnern.
Als Ilse Oertel erblickte sie am 3. März 1921 in Netzschkau das
Licht der Welt. Sie besuchte von 1927 bis 1935 die Sprachklasse
der Volksschule Netzschkau und hatte den Wunsch Lehrerin zu
werden. Da ihren Eltern die finanzielle Grundlage dazu fehlte, ab-
solvierte sie 1935 – 1938 eine kaufmännische Lehre. Nach dem
Besuch der Handelsschule im Ort wurde sie Buchhalterin.
Bereits mit 12 Jahren verfasste sie eigene Gedichte. 1947 heirate-
te sie den Lehrer und späteren Schuldirektor Herbert Jahreis, der
sich als 1. Vorsitzender des Netzschkauer Kulturbundes bleibende