Page 13 - Stadtanzeiger 03.2016

Netzschkauer Stadtanzeiger
Was sonst noch interessiert ...
Heilpflanze des Jahre 2016:
Der Kubebenpfeffer
„Was um alles in der Welt ist der Kubebenpfeffer?“, wird man sich
fragen, wenn man hört, dass der Kubebenpfeffer (Piper cubeba)
von„NHV Theophrastus“, Verein zur Förderung der naturgemäßen
Heilweise nach Theophrastus Bombastus von Hohenheim, ge-
nannt Paracelsus e.V., zur Heilpflanze des Jahres 2016 ausgelobt
wurde. Die Antwort lautet: Es ist ein seltenes Gewürz und eine un-
terschätzte Arznei. Als Gewürz wird er nur selten verwendet und
auch als Fertigarznei hat der Kubebenpfeffer bisher eher ein Schat- dert kannten chinesische Ärzte den Kubebenpfeffer als appetit-
tendasein. Hier zu Lande finden sich für den Piper cubeba auch die
Bezeichnungen Schwanzpfeffer und Schwindelkörner.
Hildegard von Bingen wusste um die Wirkung von Kubeben-
pfeffer
Schon Hildegard von Bingen führte an, dass der Piper cubeba
unter anderem „zu einem fröhlichen Geist, einem scharfsinnigen
Verstand und zu reinem Wissen“ verhelfen soll. Nach der Volksme-
dizin wird er hauptsächlich bei entzündlichen und bakteriellen
Erkrankungen der Harnwege angewendet. Die in Piper cubeba
enthaltenen Harzsäuren sollen im Harn antiseptisch wirken. Auch
können sie eine adstringierende Wirkung entfalten, das heißt:
Sie machen Eiweiße funktionslos, was der Heilung förderlich ist.
Auch solle er als auswurfförderndes Mittel bei chronischer Bron-
chitis gute Dienste leisten. Das Kauen der getrockneten Früchte
soll Kopfschmerzen und Schwindel lindern. Und es soll den Ge-
schlechtstrieb steigern können. Weiter wird ihm nachgesagt, dass
er harntreibend, harndesinfizierend, magenstärkend, verdauungs-
fördernd, blähungs- und krampflösend wirken soll. Er soll die Ge-
hirnleistung, die Konzentra­tion und das Wohlbefinden anregen.
Dafür wird das Kauen von mehrmals täglich drei getrockneten
Früchten empfohlen.
Kubebenpfeffer: Auch zum Räuchern geeignet
VorTausenden von Jahren war das Räuchern mit Harzen und Pflan-
zenteilen des Kubebenpfeffers häufig einTeil ritueller Handlungen.
Es sollte dazu dienen, böse Geister zu vertreiben, Träume zu ver-
bessern und Wohlbefinden zu erzeugen. Schon damals seien ihm
positive Wirkungen auf Erhaltung oder Wiederherstellung der Ge-
sundheit zugeschrieben worden, heißt es in der Veröffentlichung
von„NHV Theophrastus“. Auch heute kommt das Räuchern wieder
mehr und mehr in Mode. Verwendet wird dabei der gemörserte
Kubebenpfeffer. Beim Räuchern wirke er dann stimulierend und
anregend und bringe stockende Energien wieder in Fluss. Wegen
seines strengen Geruchs wird das Räuchern in einer Mischung
etwa mit Rosmarin, Nelke, Rose oder Lemongras empfohlen. Beim
Räuchern lösen sich aus den getrockneten Pflanzenteilen neben
anderen Wirkstoffen ätherische Öle. Die so entstandenen Duftmo-
leküle gelangen über die Raumluft in die Nase und weiter über das
limbische System in das Stammhirn. Von dort aus entfalten sie ihre
Wirkung im Körper.
Geschmacksentfaltung in drei Phasen
Auf dem Gaumen zeigt sich der Geschmack des Kubebenpfeffers
in drei Phasen, weiß Feinschmeckerkoch Alfons Schuhbeck: „Zu-
erst wirken sie scharf, dann macht sich eine Bitternote bemerkbar,
die sehr eindringlich sein kann. Gegen Ende entwickelt sich ein
lang anhaltendes Eukalyptus- oder Kampfera­ roma“, schreibt Ma-
ria Vogel, Diplom-Ingenieurin Pharmazie. Deshalb gibt der Koch
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Samstag, 19. März 2016
den Rat, den Kubebenpfeffer zusammen mit anderen Gewürzen
zu verwenden und vorsichtig zu dosieren. In seinen Herkunftslän-
dern bringt der Kubebenpfeffer Würze an Fisch, Meeresfrüchte
oder Reisgerichte. Auch Lamm- oder Hammelfleisch wird dort oft
mit dem Gewürz verfeinert. Außerdem enthält die marokkanische
Gewürzmischung Ras el Hanout (eine Gewürzmischung aus annä-
hernd 25 Zutaten) meist Kubebenpfeffer.
Ätherische Öle sorgen für das Aroma
Sein Aroma erhält der Kubebenpfeffer von den enthaltenen äthe-
rischen Ölen mit den Hauptbestandteilen β -Cubeben, Cubeol und
α-Caryophyllen. Die Schärfe macht Cubebin. Im ersten Jahrhun-
anregend. Sie empfahlen ihn zum Dunkelfärben des Haares und
als Duftmittel für den Körper. Auch sollte er Dämonen vertreiben
können. In der traditionellen indonesischen Jamu-Medizin gehört
der Kubebenpfeffer zu den wichtigsten Pflanzen.
Die Heimat des Kubebenpfeffers
Heimisch ist der Kletterstrauch auf Java, Sumatra und im Süden
von Borneo. Kultiviert wird die Pflanze auch in Sri Lanka, Indien und
Malaysia oder auf den Kleinen Antillen, vor allem, um den dortigen
Kaffeeplantagen Schatten zu spenden. Er wird fünf bis zehn Meter
hoch. Jung ist der Strauch von feinhaarigen Ästen gekennzeichnet,
die im Alter kahl und gabelteilig werden. Der Strauch kann bis zu
15 Jahre alt werden. Er hat lederartige Blätter, die acht bis 25 Zen-
timeter lang und vier bis sechs Zentimeter breit sein können. Sie
sind gestielt und von unterschiedlicher Gestalt: herzförmig-spitz
oder eiförmig-länglich-spitz sein. Die bis zu fünf Millimeter breite
Frucht ist fast kugelig und am Scheitel leicht zugespitzt. Unten ist
oft noch eine stielartige Fruchtbasis vorhanden, was ihm auch den
Namen Stielpfeffer einbrachte. Ihre Oberfläche ist dunkelgrau bis
schwarzbraun. Das Eintrocknen schrumpft sie und macht ihr ein
runzeliges Aussehen.
Wo gibt es Kubebenpfeffer zu kaufen?
In Europa gibt es die Früchte des Kubebenpfeffers lediglich ge-
trocknet zu kaufen. Allerdings findet man diese besondere Pfef-
ferart nur wenig in den Gewürzregalen der Supermärkte. Doch
in speziellen Gewürzläden oder über das Internet gibt es ihn zu
kaufen. Wer seine kulinarischen Speisen mit dem Pfeffergewürz
verfeinern will, sollte es mit der Dosierung nicht übertreiben. Das
wusste schon der Autor Eugen Roth:„Der Witz ist Würze und nicht
Speise; Nie reiche man ihn löffelweise! Zuträglich – gar bei schar-
fem Witze – Ist höchstens eine Messerspitze!“ So solle täglich eine
Dosis von zehn Gramm (abhängig von allgemeiner Konstitution,
Gewicht und Alter) nicht überschritten werden. Denn die Einnah-
me höherer Mengen Kubebenpfeffer kann beispielsweise die
Harnwege reizen oder zu Erbrechen und Durchfall führen.
Cornelia Wahl (Primo-Verlag Geiger)